Um 6.30 Uhr sitzen wir mit gepackten Taschen auf der Terrasse vor unserem Bungalow. Nantha ist extra so früh aufgestanden, um sich von uns verabschieden zu können. Der Transfer bringt uns nach Nathon zum Hafen, wo wir natürlich wieder auf unser Schiff warten müssen. Nachts hat es geregnet und es ist schwül und die hohe Luftfeuchtigkeit ist kaum auszuhalten. Graue Wolken hängen tief über der hügeligen Insel. Wir verabschieden uns von den Inseln im Golf. Jetzt geht es in Richtung Donsak, dem Hafen von Surat Thani. Diese Stadt ist der Hauptverkehrsknotenpunkt des Südens. Egal wo man hin will, an Surat Thani kommt man nicht vorbei. Wir sitzen unter Deck und als wir den Hafen ansteuern, stellt sich das als die richtige Entscheidung heraus. Es regnet mal wieder. Nein, eigentlich schüttet es. Als wir aussteigen, warten schon verschiedene große Busse auf uns Reisende. Der nach Krabi steht am weitesten weg und so sitzen wir schließlich pitschnass ganz vorne auf abgenutzten Ledersesseln und hoffen, dass uns die Klimaanlage bald trocknet.
Die 2,5-stündige Fahrt verschlafen wir größtenteils. Als wir aufwachen, hat sich die Landschaft grundsätzlich verändert. Große Kalksteinfelsen bestimmten die Umgebung, es gibt weniger Palmen, dafür dichtes Grün überall. Es sieht ein bisschen nach Dschungel aus. Wilder irgendwie. Als wir nach Krabi kommen, fällt sofort auf, dass hier der Großteil der Bevölkerung muslimisch ist. Viele Frauen tragen Kopftücher. Und noch etwas ist anders, es dauert ein bisschen bis wir es benennen können. Irgendwie wirkt Krabi ordentlicher als die anderen Städte, die wir bisher gesehen haben. Aufgeräumter, vielleicht auch ein bisschen sauberer. Die Läden sind schöner hergerichtet, die Restaurants wirken einladend, auf den Märkten sieht das Essen appetitlicher aus… Krabi gefällt uns von Anfang an.
Am Hafen werden wir ausgeladen. Das Reisebüro, zu dem wir wollen, ist nicht weit. Patrick begrüßt uns herzlich und wir beginnen gemeinsam mit der Planung unserer weiteren Reise. Für mich ist es lustig zu sehen, dass er ähnlich vorgeht wie ich es auch gelernt habe. Erst einmal will er alles wissen, wie lange wir da sind, damit wir die Rückreise planen können. Es stellt sich heraus, dass auch in Thailand der 6.1. ein Feiertag ist. Und den 7.1. kriegen die Thai dann gleich auch noch frei. Und wir wollen am 6.1. zurück nach Bangkok – genau wie Tausende Thailänder und andere Touristen. Deshalb sind die Nachtzüge und Flüge so voll. Schließlich findet Patrick noch einen Flug von Surat Thani aus für uns. Da müssen wir dann mit Bus und Taxi hin. Spätnachmittags fliegen wir nach Bangkok. Erleichtert, dass die Rückreise nach Bangkok geklärt ist, machen wir uns an die Planung für die nächsten Tage.
Patrick empfiehlt uns Ko Jum, weil er die Insel selber liebt, und telefoniert mit einem Resort, in dem er erst vor wenigen Wochen selber war. Wir haben Glück. Ein Bungalow wird frei. Allerdings erst am 1.1. Bis dahin müssten wir in Krabi bleiben. Damit hatten wir nicht gerechnet und erst bin ich enttäuscht. Silvester in Krabi? Wir wollten doch da schon auf einer Insel sein! Aber das Resort sieht traumhaft aus und wir haben keine Lust mehr, noch weitere Pläne B und C zu schmieden. Uns reicht es. Wir schlagen zu und Patrick reserviert. Jetzt fehlte nur noch eine Unterkunft für die nächsten zwei Nächte.
Patrick telefoniert. Und telefoniert. Und telefoniert. Schließlich gibt er auf. Immer nur eine Nacht. Wir müssten morgen schon wieder umziehen. Dazu habe vor allem ich keine Lust. Patrick hat noch ein paar Alternativen, er schlägt Ko Lanta vor oder den Ao Nang, einen beliebten Strand in der Nähe. Aber bevor wir uns diesen Stress antun (nach Ko Lanta hätten wir noch einmal 3,5 Stunden mit dem Mini-Bus vor uns, vom Ao Nang müssen wir am 1.1. in der Früh wieder wegkommen), wollen wir auf unsere Art nach einer Unterkunft suchen. Das Gepäck können wir im Reisebüro lassen und so ziehen wir mit dem Reiseführer los und fragen nach freien Zimmern, wo es uns gefällt. Unsere erste Wahl ist auch gleich ein Glückstreffer, wir bekommen ein schönes Doppelzimmer mit Balkon und eigenem Bad für 450 Baht, etwas über 10 Euro.
Wir gehen bei einem echten Italiener Pizza essen und beziehen unser Zimmer. Das Wetter könnte wirklich besser sein. Es regnet immer wieder, ist wolkenverhangen und ungemütlich. Aber die Hitze bleibt. Wir verbringen den Nachmittag im Gästehaus mit Bogschreiben, Lesen und Schlafen.
Abends besuchen wir drei (!) Märkte. Unglaublich, dass in einer kleinen Stadt wie Krabi gleichzeitig drei Märkte stattfinden. Vermutlich waren es sogar vier, aber den vierten haben wir erst am nächsten Tag entdeckt. Zuerst sind wir auf dem Obst- und Gemüsemarkt, wo ich mir Papaya kaufe, in mundgerechten Stücken, fertig zum gleich auf der Straße essen. Dann kommen wir zu einem belebten Marktplatz mit Essen, Kleidung und Schuhen. Ein paar Kindern spielen auf exotischen Instrumenten, ein junger Mann spielt Gitarre und singt sich heiser. Die Stimmung ist ausgelassen, viele Thai um uns herum, die augenscheinlich auch hier Urlaub machen. Es gibt frittierte Hähnchenstücke mit Pommes, die obligatorischen Spieße mit gegrilltem Fleisch, Maiskolben, Reis mit verschiedenen Thai-Gerichten, bunte Süßigkeiten, frische Reisewaffeln, bunte alkoholfreie Drinks, Obst, Eis und noch viel mehr. Obwohl alles gut aussieht, trauen wir uns nur an einen Melonenshake und die Reiswaffeln heran.
Der letzte Markt ist am Pier. Hier treffen sich die Leute zum Essen. Mobile kleine Restaurants haben sogar englische Karten. Wir trauen uns und setzen uns. Genau hinschauen darf man nicht. Die Tischdecke steht vor Dreck, aber keiner stört sich daran. Heute gehören wir dazu. Naja, fast. Wir essen Pad Thai (thailändische Nudeln mit Ei, Hähnchen und Gemüse gebraten) und Reis mit Gemüse und Hähnchen. Es schmeckt. Als ich allerdings ein Stück Plastik in meinem Essen finde, bin ich satt. Kann überall passieren, aber ich da bin ich nun mal sehr empfindlich. Macht aber nichts, denn nebenan gibt es wieder die leckeren Thai-Pfannkuchen… Und noch einen Stand weiter kann man dann Ochsenschwanz-Suppe haben. Oder Cow Feet Soup, was auch immer eine Kuhfuß-Suppe sein mag.
Uns reicht es für heute, wir sind beide müde und gehen zurück zum Hotel, während direkt vor unserem Fenster noch lange laute Autos und Roller vorbeifahren und Musik aus den Straßencafés zu uns durch die überhaupt gar nicht isolierten Wände und Fenster dringt. Kommen Nachbarn nach Hause, meint man, sie stehen direkt neben dem eigenen Bett. Lärmempfindlich darf man hier wirklich nicht sein. Aber das sind wir zum Glück nicht…